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Feb 3, 2010 - Jagdsaison 2009

Was ich den Rest vom Jahr gemacht habe?

Hallo ihr Lieben,

meine (Halb-)Schwesterchen Trudy mailte mich letzte Tage an, warum bei mir im Blog immer noch Spätsommer ist wo sie doch seit Wochen schon im Schnee spielt? Nun ja, es tut mir leid, das ist nicht meine Schuld. Ich hätte soviel zu erzählen gehabt. Nur meine Schreibkraft, die hatte tausend Ausreden. Erst waren wir nur jagen, jetzt ist sie ist erkältet, sie ist müde, sie hat soviel anderes zu tun….
Gut, seit Oktober jagten wir alle gemeinsam mit unserem Habicht Elvira. Aber seit 14 Tagen ist „Hahn in Ruh“ und Sabine fing immer noch nicht wieder an für mich und euch Bericht zu erstatten. Da habe ich heute endlich mal ein ernsthaftes Gespräch mit Sabine geführt. Und jetzt sitze ich hier im ihr auf der Couch und diktiere diese Zeilen.
Von einigen meiner vielen und tollen Jagderlebnissen muss ich einfach berichten. Auf unserer ersten Beizjagd mit Elvira waren alle sehr nervös. Ich natürlich nicht! Im Revier waren wenig Kaninchen und die großen, älteren Jagdhunde hatten mangels Wild und des anhaltenden strömenden Regen wohl schon die Lust verloren. An einem kleinen Kaninchenbau in einem Wäldchen sind die grossen Hunde alle einfach vorbeigelaufen. Aber ich habe es sofort gerochen – da waren doch Kanin drin! Warum reagiert denn keiner? Sofort habe ich mich bis zu den Hinterläufen in ein Loch des Baues gedrückt und mich vergewissert. Da unten drin duftete es so stark, das musste ja schon ein Mehrfamilienbau sein.
Die anderen Falkner waren etwas misstrauisch. Ihre Hunde hatten ja nichts angezeigt und da sollte man frettieren nur weil der Terrier-Jungspund meinte in der Erde verschwinden zu müssen?
Was sollte ich tun? Die wollten mich alle nicht verstehen. Immer wieder habe ich meinen Kopf in den Löchern des Baues versenkt. Klaus setzte sich für mich ein und sagte allen Beteiligten, wenn ich was anzeige, dann ist da auch was. Also setzten wir ein Frettchen auf den Bau und wenige Minuten später sprangen tatsächlich die Kaninchen raus. Elvira hat auch sofort eins gefangen. Was eine Freude! Unser erstes selbst erjagtes Kaninchen lag unter ihr. Sie durfte sich davon vollfuttern und stand anschließend sehr zufrieden auf Sabines Hand. Meinen Anteil am Kanin habe ich auch bekommen und mit stolzgeschwellter Brust bin ich wieder an die Arbeit gegangen. Schließlich musste noch der Habicht „Berta“ von Heinz an Beute gebracht werden. In einem Brombeerdickicht an einer Strasse sass ein Kaninchen, das wieder nur ich als einziger gerochen und angezeigt habe. Die anderen sind schon daran vorbeigelaufen gewesen. Sofort stellte Heinz sich mit seinem Habicht auf die andere Seite des Busches und Klaus gab mir das Kommando, dass Kanin aus dem Busch zu drücken. Was ich natürlich gerne tat und Heinz Habicht Berta fing das Kaninchen kurz bevor es in einem Maisfeld verschwinden konnte. (nur) Dank meines jugendlichen Eifers und Einsatzes machten wir an diesem Tag Beute.
Sabine wusste gar nicht auf wen sie stolzer sein sollte – auf Elviras Erfolg gleich an ihrem ersten Jagdtag oder auf meinen unermüdlichen gründlichen Einsatz.
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Sabine, Elvira und ich mit unserer ersten Beute im Oktober!
 
In der nächsten Woche fuhren wir für fünf Tage auf Kaninchenjagd nach Norderney. Schon die Reise war ein Abenteuer für sich. Drei Menschen, zwei Hunde, ein Habicht, ein Naturhorn und weiteres Gepäck in einem kleinen BMW-Kombi. Falknermeister Heinrich, sein Bretone Aiko und sein Naturhorn begleiteten uns nach Norderney. Da er uns bis jetzt alles über die Jagd und die Falknerei beigebracht hat unterstützt er uns netterweise auch bei der ersten Jagdpraxis als Jungfalkner.

Mit der Fähre ging es rüber nach Norderney. Oh, du Insel aller meiner Träume. Links, rechts, vorne und hinten, überall nur Kaninchen. An unserem Ferienhaus direkt am Leuchtturm an der Terrasse eine Düne – ein Kaninchenbau. Neben dem Ferienhaus an der Auffahrt eine Düne – zwei Kaninchenbauten. So geht das Meter für Meter weiter. Ich könnte unendlich viele Bauten aufzählen. Aber das würde euch sicher langweilen. Wenn ihr wollt, begleitet mich im nächsten Jahr, dann zeige ich sie euch alle. Nehmt euch aber ein paar Tage Zeit dafür. Es sind so viele Kaninchen da reichen ein oder zwei Tage sicher nicht aus.
 
 Auch für den Habicht von Max stöbere ich.
 
 Unsere kleine Jagdgruppe auf Norderney.
 
 Pause in den Dünen.
 
 Nach einem anstrengenden Jagdtag haben wir den Touristen noch gerne alles über die Beizjagd erklärt. 

Jagdlich gesehen war die Insel eine Herausforderung für mich. Bewohnte Bauten verweisen war nicht erwünscht, da wir nicht frettieren durften. Die leider sehr zahlreichen blinden und kranken Myxomatose Kaninchen wollten wir auch nicht beizen. Also hiess für mich in Dünengras und Sanddorn die gesunden Flitzerkaninchen für Elvira finden. Was ich auch hinbekommen habe. Der Habicht hat jeden Tag mindestens drei Kaninchen geschlagen. Stundenlang zogen wir über die Dünen und an den Stränden entlang. Wanderfalken, Merline, Sumpfohreulen und Weihen haben wir beobachten können.

Am zweiten Tag habe ich für etwas Panik gesorgt. Dabei habe ich doch nur so ein freches, fettes Kaninchen, das direkt vor mir in einem Kathedralengleichem Bau verschwunden ist, unter die Erde verfolgt und es nach kurzem Widerstand artig an den Hinterbeinen mit nach draussen gezogen. Dieses unverschämte Riesenkampfkarnickel hat mich direkt wieder mit in die nächste Röhre mit unter die Erde gezogen. Mit dem wäre ich sicher wohl fertig geworden. Schliesslich kommt Terrier ja vom lateinischen „terra“. Aber bevor ich es beweissen konnte, hat Sabine  mich in der Röhre an der Rute gepackt und mitsamt Kanin wieder raus gezogen. Vor lauter Schreck habe ich das fette Ding dann losgelassen und weg war es. So was Blödes – wie konnte Sabine nur. Zur Krönung musste ich auch noch die restlichen drei Tag an der langen Leine bleiben!
An so einem 10 Meter Strick am Hals ist das Stöbern ungemein schwerer. Dauernd bin ich mit der Leine im Sanddorn hängen geblieben und Sabine musste mich befreien. So eingeschränkt habe ich aber eine neue Strategie des Stöberns entwickelt. Mein Jagdkumpan Aiko ist ja ein Bretone mit der netten Angewohnheit Kaninchen vorzustehen und sich dann nicht mehr zu bewegen. Ich brauchte also nur dahin laufen wo Aiko vorstand – und schwupps hatte ich ein Kanin zum Hochmachen. Diese meine Strategie fand keine Gegenliebe bei allen anderen Jagdbeteiligten und wurde mir energisch untersagt. Schade, ich fand die Idee prima und sehr erfolgreich.

 Nach den Jagdtagen waren Aiko und ich immer völlig platt.
 

In der nächsten Jagdsaison müssen wir unbedingt wieder nach Norderney. Am Tag stundenlang jagen, abends haben wir uns fein gemacht um in Norderney-City schick essen gehen. Klar, dass ich immer mit war im Restaurant, schließlich gehöre ich dazu, nicht nur während der Jagd. Anschliessend eine geruhsame Nacht in Sabines Bett und am nächsten Tag wieder ans Meer auf die Jagd. Besser kann es einem Jagdhund doch gar nicht gehen, oder?
 
Es folgten noch viele Jagdtage bei uns zu Hause und einige Gesellschaftsjagden bei denen immer wieder gerne auf meine Hilfe als „der-Kleine-da-geht-überall-rein-und-durch-Hund“ zurückgegriffen. Beim Verblassen der Strecke im Fackelschein stimmte ich jedes Mal ganz stolz in das Heul-Konzert der grossen Jagdhunde mit ein. Das Jagdhundeleben ist so schön!
 
 Ich bei der Demobeizjagd im Jägerlehrrevier NRW.
 
 22 Kaninchen – 1 Fasen. Die Strecke dieser Jagd.
 
 Ich im Einsatz

 

Auch auf der Landesverbandsbeizjagd des Deutschen Falkenorden waren wir erfolgreich.
 
 Und liebe Trudy -natürlich haben wir auch ganz viel im Schnee gejagt!